Interview: Eine Frage der sozialen Verantwortung
Bei Ramseier in Sursee und Traveco in Ebikon nehmen Sie regelmässig den Personalverleih von Brändi in Anspruch. Wie kam es dazu?
Das hatte ursprünglich vor allem mit der örtlichen Nähe zu tun. Mit Ramseier sind wir in Sursee beinahe Nachbarn des Produktionsstandorts von Brändi. Man kennt sich, tauscht sich aus und weiss deshalb auch gegenseitig von Angeboten oder Bedürfnissen.
Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit den vermittelten Personen gemacht?
Von den Verantwortlichen in den Betrieben höre ich, dass die Zusammenarbeit ausserordentlich gut und zuverlässig funktioniert – wenn der Aufgabenbereich passt.
In welchen Bereichen ist das der Fall?
Besonders bei kontinuierlichen, einfachen und wiederholenden Arbeiten bietet die Zusammenarbeit eine grosse Chance. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Menschen mit Beeinträchtigung dabei wohlfühlen und auch sehr motiviert sind. Konkret sehen wir das bei der Wertstofftrennung, beim Sortieren oder beim Verpacken von Produkten. Umgekehrt haben wir, konkret im Businesspark Sursee, auch mal ausprobiert, «die Spitze zu brechen» und Personen mit Beeinträchtigung beim Aufbau von Events einzusetzen.
Und das hat weniger gut geklappt?
Ja, tatsächlich haben wir gemerkt, dass die Zusammenarbeit an Grenzen stösst, wenn der Druck im Team bereits hoch ist, Tempo und allenfalls auch Improvisation gefragt sind. Auch in hektischen Abteilungen, beispielsweise Logistikhallen, passt es weniger. In einem ruhigeren Umfeld wie beim Beladen von Paletten und Befüllen von Kartons mit Getränken sind die Brändi Mitarbeitenden sehr pflichtbewusst und motiviert.
Was erschwert aus Ihrer Sicht für Betriebe das Einstellen von Menschen mit Beeinträchtigung?
Als Unternehmen ist man dem Marktdruck ausgesetzt. Man will konkurrenzfähig sein. Dies bedingt eine hohe Produktivität. In einem solchen Umfeld Menschen einzustellen, die zwar zuverlässig und motiviert, aber vielleicht weniger schnell arbeiten, erfordert eine entsprechende Grundhaltung.
Was meinen Sie mit Grundhaltung?
Als Betrieb muss man gesellschaftliche und soziale Verantwortung übernehmen wollen. Das gilt übrigens nicht nur für die Berücksichtigung eines Personalverleihs wie jenen von Brändi oder die Integration von Personen, die über die IV vermittelt werden.
Sondern auch?
Es geht genauso um eigene Mitarbeitende, die allenfalls durch Krankheit, einen Unfall oder ein Burnout nicht mehr im gleichen Job oder im gleichen Umfang arbeiten können wie zuvor. Allerdings müssen die betrieblichen Gegebenheiten ein solches Engagement auch zulassen. Nicht alle Betriebe haben die Möglichkeit, solche Arbeitsplätze anzubieten, selbst wenn sie wollten.
Wie wirkt es sich aus Ihrer Sicht auf bestehende Teams aus, wenn Menschen mit Beeinträchtigung mitarbeiten?
In den allermeisten Fällen positiv. Das hat viel mit der Motivation zu tun, die die Personen von Brändi mitbringen. Ihre grosse Freundlichkeit, Konktaktfreudigkeit und Offenheit sind wirklich inspirierend. Andererseits gibt es auch Teamkonstellationen, in denen es weniger gut passt.
Woran liegt das?
Es braucht auf jeden Fall Personen im Team, die Verständnis dafür haben, wenn jemand anders funktioniert. Es braucht beispielsweise mehr Geduld bei der Instruktion. Deshalb ist es wichtig, dass man sich den eigenen Betrieb und die möglichen Bereiche, in welchen Menschen mit Beeinträchtigung mitarbeiten können, genau anschaut, bevor man loslegt. Eine solche interne Beurteilung – das haben wir gemerkt – ist auch sonst interessant und förderlich.
Was braucht es noch, damit die Zusammenarbeit funktioniert?
Wir haben bei Brändi eine Ansprechperson, die immer erreichbar ist und uns begleitet. Wir haben nur vereinzelt Mitarbeitende mit einem pädagogischen oder agogischen Hintergrund. Das kann zu Unsicherheiten führen. Und sei es nur, wenn es jemandem an einem Tag nicht so gut geht. Manchmal gibt es auch schwierige Situationen und dann ist diese professionelle Unterstützung unumgänglich.
Was würden Sie anderen Betrieben in Bezug auf die Integration von Angestellten mit Beeinträchtigung raten?
Man muss im Vorfeld die gegenseitigen Erwartungen klären und das Aufgabengebiet abstimmen. Dann bekommt man ausserordentlich zuverlässige und dankbare Mitarbeitende, die mit viel Motivation und Ausdauer das Team ergänzen.
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Die Fenaco Genossenschaft ist Mitglied bei «Brändi Contact» und unterstützt damit spezielle Anlässe und Projekte für die Klient:innen. Im Businesspark Sursee von Fenaco betreibt Brändi das Restaurant «Bison». Zudem werden jährlich 13 500 Genossenschaftsmitglieder der Fenaco-LANDI Gruppe mit Warenpaketen aus der Fenaco-eigenen Lebensmittelindustrie beschenkt, welche von Brändi abgepackt werden.