Nächster Halt: Praktikum
Marcel Dörig ist zurecht stolz auf seinen beruflichen Weg. Als 21-Jähriger kam er als Praktikant während seiner Ausbildung zum Polymechaniker bei Brändi zu Hemo, absolvierte dort mit Erfolg das dritte und vierte Lehrjahr und erhielt eine Festanstellung. Das war vor 16 Jahren. «Die Anforderungen an mich stiegen laufend und schon bald wurde mir ein Platz an einer 3-Achsen CNC-Maschine anvertraut», erinnert er sich. Heute bedient Marcel Dörig verschiedene 5-Achsmaschinen auf sehr hohem Niveau und absolviert eine Ausbildung auf einer modernen 3D-Messmaschine. Wie für alle Praktikanten war es auch für Marcel Dörig ein «Learning by Doing», sagt Hemo-Inhaber Dieter Mosig: «Wir sind ein kleiner Betrieb und haben kein standardisiertes Ausbildungsprogramm bei Praktika. Die Arbeiten werden aus der Basis gut erklärt und in der Praxis sehr eng betreut. Damit machten wir gute Erfahrungen.»
Die Förderung junger Berufsleute hat bei Hemo Tradition. Seit der Gründung des Unternehmens 1964 durch die Eltern von Dieter Mosig wurden über 50 Lernende ausgebildet. Seit Ende der 1980er-Jahre ermöglicht Hemo den Lernenden von Brändi im mechanischen Bereich ein Praktikum, das zwischen drei Wochen und mehreren Monaten dauert. Bereits die ersten Praktikanten von Brändi haben Dieter Mosig mit ihrer grossen Willenskraft beeindruckt. «Und das ist immer noch so. Ich spüre bei Menschen mit einer Beeinträchtigung eine grosse Bereitschaft, in der freien Wirtschaft etwas leisten zu wollen und Teil des Teams zu sein.» Umgekehrt sei die Akzeptanz im Betrieb zu diesem Thema bei jedem Mitarbeiter sehr gross. «Das hat etwas mit Betriebskultur zu tun, worauf ich ehrlich gesagt stolz bin.»
Fast 20 Brändi-Lernende waren bisher bei Hemo in einem Praktikum, vier von ihnen erhielten eine Festanstellung. Seit Juli absolviert ein weiterer Lehrabgänger bei Hemo ein Praktikum mit Aussicht auf eine Festanstellung. Auch er ist gefordert, so wie alle. «Unsere Arbeiten sind im hochpräzisen Bereich angesiedelt. Das erfordert besondere Sorgfalt und Überlegungen», erklärt Dieter Mosig und freut sich, dass auch Zinar Kaçmaz den Anforderungen gewachsen war. Der 26-Jährige kam vor sechs Jahren ebenfalls über ein Praktikum von Brändi zu Hemo. «Seither konnte ich aufgrund der individuellen Arbeiten wie Fräsen, Schleifen, Drehen und Montage viel Neues dazulernen. Ich fühle mich im Team sehr geschätzt und merke, wie wichtig meine Arbeit in diesem Betrieb geworden ist», sagt Zinar Kaçmaz. Darin sieht Joe Portmann, Berufsbildner Mechanik bei Brändi den Hauptgrund für den erfolgreichen Weg von Zinar und Marcel. «Beide haben sich mit Beginn des Praktikums fachlich und persönlich weiterentwickelt und Wille gezeigt. In solchen Fällen ist Hemo bereit in junge Berufsleute zu investieren.» Die Weiterentwicklung ist bei Hemo auch deshalb möglich, weil das Unternehmen eine grosse Bandbreite an Arbeiten im hochpräziseren Bereich bietet und die Lernenden «den Puls spüren», wie Joe Portmann sagt: «Praktika bei Unternehmen wie Hemo sind wertvoll, weil sie eine Aussensicht ermöglichen und klare Feedbacks liefern. Ein Teil der Lernenden kommt gut damit klar, andere sind überfordert.» Ein motivierendes Umfeld kann aber viel bewirken: Plötzlich steigt die Zuverlässigkeit, klappt es mit der Pünktlichkeit, werden die Krankentage weniger.
Praktikumsstellen im mechanischen Bereich zu finden, sei nicht einfach, sagt Joe Portmann: «Es herrscht Fachkräftemangel, aber alle wollen nur fertig ausgebildete Leute.» Alles läuft über Beziehungen, die Joe Portmann auch aufgrund seiner Funktion als Prüfungsexperte hat. «Wenn aber ein Unternehmen bereits Praktikanten hatte, erhöht das die Chance für weitere Praktikumsplätze.» Bei Hemo stösst Joe Portmann immer auf offene Ohren. Dieter Mosig geht gar aktiv auf Brändi zu, wenn er Möglichkeiten für eine Praktikumstelle sieht. Mit der Vielzahl an jungen Berufsleuten mit unterschiedlichem Hintergrund hat er positive Erfahrungen gemacht: «Wir müssen uns jeweils gegenseitig finden, um eine Kontinuität zu erzielen. Dies gelingt nicht immer und erfordert von beiden Seiten eine gewisse Flexibilität. Daran kann unser Betrieb in sozialer, aber auch organisatorischer Hinsicht wachsen. Es ist ein Mittel gegen eine gewisse Betriebsblindheit unsererseits und bringt uns auch auf persönlicher Ebene weiter.» So wie Hemo den Weg der Lernenden prägt, hinterlassen die angehenden Berufsleute auch Spuren im Unternehmen.