Berufliche Integration Erfolgsgeschichten Magazin Klar

Bis an die SwissSkills

Roman Odermatt aus Beckenried gehört zu den besten Logistikern der Schweiz. Hier erzählt der 22-Jährige was es brauchte, damit er den Weg vom Vorlehrjahr bei der Stiftung Brändi an die Schweizer Berufsmeisterschaften schaffte.

Wann wurde Ihnen klar, dass Sie Logistiker werden möchten?
Beim Sortieren von Bildern bei der IV, als es um die Berufswahl ging. Da zeigte sich, dass mir die Tätigkeiten eines Logistikers zusagen.

Was fasziniert Sie an diesem Beruf?
Ich arbeite gerne mit System und Prozessen. Der Logistikprozess ist klar strukturiert – vom Wareneingang über die Einlagerung und Kommissionierung bis zum Warenausgang. Mir gefallen die vielfältigen Arbeiten in diesem Prozess, unter anderem das Staplerfahren.

Wie gelang Ihnen der Berufseinstieg?
Ich absolvierte zuerst ein Vorlehrjahr und danach die zweijährige Lehre EBA im AWB Kriens der Stiftung Brändi. Daneben besuchte ich die öffentliche Berufsschule. Ich erlebte diese Zeit auch deshalb als abwechslungsreich, weil ich bei externen Unternehmen Praktika machen und dabei wertvolle Erfahrungen sammeln konnte.

Sie hängten die Lehre EFZ an. Weshalb?
Ich wollte weitermachen. Mit EFZ ist es einfacher, eine Stelle zu finden, und man hat mehr Möglichkeiten an Weiterbildungen. Rückblickend war das der richtige Schritt. 

Wie einfach oder schwierig war die Lehre EFZ für Sie?
Ich konnte die Lehre beim Elektrogrosshändler Sonepar Suisse AG machen, den ich bereits von einem Praktikum her kannte. Nach einem ersten Jahr als Praktikant war ich im zweiten Jahr ein fixer Lernender der Sonepar Suisse AG. Ich konnte mich in praktischen Arbeiten weiter verbessern und selbstständiger arbeiten als während der EBA-Lehre. Im schulischen Bereich hielt ich gut mit, obwohl es intensiver war.

Wo arbeiten Sie heute?
Weiterhin bei der Sonepar Suisse AG. Aufgrund meiner guten Leistungen in der EFZ-Lehre haben sie mir eine Festanstellung angeboten.

Sie waren Teilnehmer der SwissSkills und haben sich mit den besten Logistikern der Schweiz gemessen. Wie kam es dazu?
Wer die EFZ-Lehre mit Note 5 oder höher abschliesst, kann sich jeweils für die SwissSkills bewerben. Das war bei mir der Fall. Ich musste ein Motivationsschreiben verfassen und erhielt schliesslich die Zusage, dass ich einer von 24 jungen Logistikern bin, die sich in diesem Jahr im September an den Schweizer Berufsmeisterschaften in Bern messen dürfen.

Was war es für ein Gefühl, an die SwissSkills zu reisen?
Ein geniales Gefühl. Mir war bewusst, dass ich so etwas nur einmal erleben werde.

Wie haben Sie sich auf die SwissSkills vorbereitet?
An einer Infoveranstaltung im Mai erfuhren wir, was uns an den SwissSkills an Theorie und Arbeitssituationen erwartet. Ich konnte mich also gezielt vorbereiten. Mein Arbeitgeber Sonepar Suisse AG schenkte mir einen Tag pro Woche, an dem ich bei der Stiftung Brändi im AWB Kriens für die SwissSkills trainieren konnte. Die Sonepar Suisse AG stellte mir zudem für eine Woche eine Hubarbeitsbühne zum Üben zur Verfügung. Zusätzlich hatte der Logistikverband alle Teilnehmer der SwissSkills eingeladen, gemeinsam nicht alltägliche Situationen zu repetieren.

Mit welchen Erwartungen reisten Sie an die SwissSkills?
Ich wollte an den vier Wettkampftagen mein Bestes zeigen und sehen, wofür es reicht.

Weshalb führte Ihr Weg über die IV und die Stiftung Brändi?
Ich habe das Asperger-Syndrom, eine Form von Autismus.

Wie wirkt sich das auf Ihr Leben aus?
Ich kenne nur Ja und Nein. Zwischen den Zeilen lesen kann ich nicht und habe daher auch Mühe, die Gefühle meiner Mitmenschen zu deuten.

Folglich fühlen Sie sich in der Logistik sehr wohl?
Ja. Ich kann selbstständig sowie mit verschiedenen Logistiksystemen und klaren Prozessen arbeiten.

Sie haben einen beachtlichen beruflichen Weg hinter sich. Was brauchte es dazu?
Dieser Weg vom Vorlehrjahr bei der Stiftung Brändi in den ersten Arbeitsmarkt ist nicht selbstverständlich. Ich habe hart gearbeitet. Von nichts kommt nichts, heisst es doch. Daher bin ich stolz auf das bisher Erreichte.

Welchen Tipp geben Sie jungen Menschen, damit ihnen ein ähnlicher Weg wie Ihnen gelingt?
Man sollte Durchhaltewille zeigen und Disziplin haben. Zudem ist es wichtig, dass man motiviert und offen für die nächsten Schritte ist.

Das Schlusswort gehört Ihnen.
Ich bedanke mich bei der Sonepar Suisse AG und der Logistikabteilung des AWB Kriens für die spannende Lehrzeit und die Unterstützung bei der Vorbereitung auf die SwissSkills. <

Interview von Manuel Huber, Bilder: Fotosolar